KONZEPT
“Klangkunst ist eine der wichtigsten Strömungen der Kunst des 21. Jahrhunderts geworden.” Peter Weibel
Das Klanghaus Untergreith ist seit seiner Gründung 2008 unter der Leitung von Mia Zabelka und Zahra Mani ein internationales Zentrum für Klangkunst, ein Forum für kreative Entwicklungen, beruhend auf dem subtilen Prinzip der auditiven Wahrnehmung und ihrer sensorischen Weiterverarbeitung und impliziert somit neue und veränderte Sichtweisen im gesellschaftspolitischen, kulturellen Bereich. Es befindet sich im südsteirischen Ort Untergreith, eingebettet in Weingärten und besteht aus Tonstudio, Ausstellungs- und Konzertraum sowie einer Außenbühne. Die Veranstaltungen beschäftigen sich mit allen Formen von Geräuschen, Tönen und Klängen. Charakteristisch ist der interdisziplinäre, experimentelle, grenzüberschreitende Aspekt im Spannungsfeld von bildender Kunst, Literatur, Performance Art, Medienkunst und Musik. Viermal jährlich wechselnde Programme im Rahmen des Festivals „Klangfest“ machen Klangkunst als komplexe Sinneswahrnehmung erfahrbar. Fernab des urbanen Lärms bietet das natürliche Ambiente des Klanggartens, vor dem Klanghaus Untergreith gelegen, einen einzigartigen, konzentrierten Zugang zu neuen musikalischen Ausdrucksformen. Das Klanghaus Untergreith befindet sich im ständigen Prozess, in dem „Klangfest“, „Klanggalerie“, „Artist in Residence Programm“ und Workshops für Kinder und Jugendliche Projekte darstellen, die die Frage nach künstlerischen Strategien, Zugängen und Positionen in einem sich immer weiter entfaltenden Horizont pluralistischer Möglichkeiten neu stellen. Das Programm folgt nie eindimensionalen Konzepten, sondern bemüht sich um aktuellen Diskurs zwischen unterschiedlichen Medien unter Einbindung der lokalen Szene und Gegebenheiten, um nachhaltig Bewusstsein, Auseinandersetzung und Offenheit abseits des Mainstreams zu vertiefen. Im Klanghaus treffen Künstler unterschiedlicher Sparten und kultureller Herkunft aufeinander. Sie entwickeln gemeinsam mit regional ansässigen Künstlern, zb den örtlichen Blasmusikkapellen, Projekte, die dem ländlichen und städtischen Publikum an den viermal jährlich veranstalteten Klanghaus-Festivals präsentiert werden. Die Veranstaltungen beginnen bereits am Nachmittag und dauern bis spät in die Nacht hinein. Sie werden lokal kulinarisch begleitet und bieten dem Publikum den Austausch mit den anwesenden Künstlern im "Talk danach". Weinbauer und Gastronomen aus der Region werden mit einbezogen und tragen wesentlich zu der ästhetischen und authentischen Gestaltung bei. Es ist die Suche nach neuen Terrains, die auch zu Irritationen führt und fordert die Überarbeitung „tradierter“ Einsichten und manifestiert sich nachhaltig in so manchen Köpfen. Das Klanghaus Untergreith bietet eine innovative Plattform für experimentelle Performancekunst im regionalen Bereich und veranstaltet somit am Land Kulturprojekte, die üblicherweise in der Stadt passieren. Mia Zabelka kuratiert konsequent Performances auf hohem internationalem Niveau, die in der Kunstwelt von Bedeutung sind und im Klanghaus die ländliche Bevölkerung mit einbindet. Das Projekt bringt somit Künstler und Besucher im intimen Ambiente zusammen. Internationale Musiker, Komponisten, Tänzer und Klangkünstler kommen somit mit der Region in Kontakt. Das Gemeinde St. Johann im Saggautal, örtliche Schulen und Blasmusikkapellen sind in die Programmgestaltung aktiv eingebunden. |
SCHWERPUNKTE
•DIE FÖRDERUNG VON INNOVATIVEN, INTERMEDIALEN, INTERDISZIPLINÄREN KUNST- UND KULTURPROJEKTEN MIT SCHWERPUNKT „KLANGKUNST“ •DIE INTERNATIONALE VERNETZUNG MIT VERANSTALTERN UND KÜNSTLERN ÄHNLICHER ZIELSETZUNG •DIE PRÄSENTATION VON KUNSTPOROJEKTEN VON FRAUEN UND KÜNSTLERN MIT MIGRATIONSHINTERGRUND •DIE FÖRDERUNG DES STEIRISCHEN, ÖSTERREICHISCHEN UND INTERNATIONALEN KREATIVEN POTENTIALS •DER KOMMUNIKATIVE AUSTAUSCH ZWISCHEN KUNSTSCHAFFENDEN UND DEM PUBLIKUM •DIE KULTURVERMITTLUNG IN ZUSAMMENARBEIT MIT KINDERN UND JUGENDLICHEN „Die Grundtechniken elektronischer Medien ermöglichen heute neue Formen der Gestaltung und Erzeugung von Klang und Musik, sie verändern die Art und Weise, wie Musik gehört wird. Klangkunst bedeutet nicht mehr nur Musik. Künstlerische Umgangsweisen mit Klängen haben sich entwickelt, die das überlieferte Musikverständnis sprengen und einen neuen Begriff verlangen. Klangkunst steht hier für jene musikalische Kunstform, bei deren Entstehung technische Medien wesentlich oder notwendig sind. Klangkunst als Phänomen der Moderne akzeptiert strukturelle Eigenarten von Medien als Quelle ästhetischer Gestaltungsregeln, nimmt die experimentellen Untersuchung medienspezifischer Wahrnehmungsphänomene als Aufgabe an und verwendet Medien teils kritisch, teils spielerisch, indem gezielt der Kontrollverlust gesucht wird. Pluralität der Zugriffe und Unvorhersehbarkeit der Ergebnisse werden als Bedingung von Entwicklung verstanden. Zentrales Thema der Klangkunst ist die technisch bedingte Machbarkeit von zuvor Unerreichbarem. Speicherung, Übertragung und Synthese von Schall, ebenso wie intermediale Transformation und Virtualisierung, sind immer wieder Kern musikalischer Auseinandersetzung mit technischen Medien. In die > Kreativtechniken integriert werden Übertragung, Speicherung, Synthese von Schall, Intermediale > Verknüpfungen, der Raum als musikalische Bestimmungsgrösse, medienspezifische Narrationsweisen, Entzeitlichung, Virtualisierung und Enthierarchisierung von Klängen. “Elektronische, experimentelle Musik, Radiokunst, Klanginstallation & Ambient Music, intermediale & partizipative Klangkompositionen, Klangarchitektur im öffentlichen Raum, Sound Performance u.a.m: Klangkunst erfordert in ihrer Umsetzung nicht nur spezielle technische und örtliche Rahmenbedingungen, sie bewegt sich darüber hinaus interdisziplinär in den Bereichen Musik, Theater, Medien und Bildende Kunst. Eine Verortung ausschließlich in einem der genannten Bereiche kann nicht gelingen.“ Univ.Prof. Dr.Helga de la Motte |